Moin,
ich kann das Thema mal aus Sicht der anderen Seite - sprich Hersteller der Originalen - darstellen. Zunächst wollen wir als Hersteller auch einmal viel. Tritt man dann mit den Modellhersteller in Kontakt, wird es schon wieder ruhiger. Speziell bei Wiking sind die Produktionsslots für die nächsten Jahre ausgebucht - egal ob 1/87 oder 1/32. Auch wenn man wollte, käme man da gar nicht zwischen. Andere Hersteller sagen auch gerne, "Alles kein Problem", werden dann aber bei der Einhaltung der Liefertermine teilweise sehr unkonkret. Wenn es dann um das Thema Umsetzung geht - mit einer fest zugesagten Abnahmemenge und einer Übernahme nicht unerheblicher Formbaukosten bekommt man dann Lieferzeiten ca. ein bis zwei Jahre später genannt. Das Hauptproblem - viele Hersteller haben in China nach der Pandemie ihre Produzenten gar nicht wieder gefunden. Die Firmen sind einfach weg - die dort lagernden Formen ebenfalls. Während der Pandemie kam keiner hin, aber das steht ja auf einem anderen Blatt. Wenn so ein Auftrag dann platziert wird, werden alle Modelle auf einen Schlag produziert. Somit mache ich euch keinen Mut, dass Farben noch geändert werden. In der Regel schickt man seine Daten von dem zu erstellenden Modell zum Modellhersteller, und irgendwann flattert er mit einem 3D Druck ins Haus. Daran überprüft man dann bestmöglich das zukünftige Modell. Wenn Proportionen und Funktionalität soweit passen, geht's weiter, sonst kommen natürlich entsprechende zusätzliche Runden, die allerdings den Liefertermin ebenfalls immer weiter nach hinten schieben. Irgendwann kommt dann der erste Spritzguss Entwurf, so dekoriert, wie man es in China für richtig hält bzw. anhand von Fotos verstanden hat. Die Original Maschinen hat dort ja noch nie einer gesehen. Auch daran wird dann wieder zusammen mit dem Hersteller des Originals gearbeitet. Logos müssen in der Regel noch richtig angepasst und platziert werden, Farben werden angepasst etc. Teilweise sind die Modelle auch falsch zusammen gebaut. All dieses wird wieder in Protokollen festgehalten, und dem Modell-Hersteller übermittelt, der es dann nach China weitergibt. Fallen in diesem Stadium noch Formänderungen an, entstehen Zusatzkosten. Ja, und wenn man dann ganz viel Glück hat, kommt zum verabredeten Zeitpunkt ein Container mit der vollen Menge der bestellten Modelle. Ob dort dann alle Änderungen wirklich eingeflossen sind, sieht man dann.
Bei den Preisen wird es mit Sicherheit nicht mehr nach unten gehen - oder habt ihr irgendwo schon mal erlebt, dass ein einmal akzeptierter Preis wieder wirklich gesenkt wird? Man betrachte nur die Energie / den Kraftstoff hier in unserem Land. Auch der bleibt auf hohem Niveau, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt.
Frachtraten sind übrigens immer noch hoch, vor allem aus Asien nach Europa, wenn man dann überhaupt Containerslots bekommt, und alle anderen Kosten steigen auch in China.
Zu sagen, dass die Modelle die Originalhersteller nicht interessieren kann ich zumindest von uns nicht bestätigen. Bei uns geht das alles durch die Konstruktionsabteilung, Marketing etc. Letztendlich muss man aber auch bei jedem Modell Kompromisse eingehen. Sei es aufgrund der Materialien, Stabilität oder nicht zuletzt der Kosten. Möglich ist vieles, nur läuft der Preis dann völlig aus dem Ruder. Letztendlich heißt es hier mit dem Modellhersteller den besten Kompromiss zu finden.
Mit einem mittlerweile nicht mehr aktiven Modellhersteller habe ich seinerzeit mal über die Möglichkeit gesprochen, das Baukastensystem des Originals auch im Modell umzusetzen. Es ging darum, vorhandene Bereifungen auszutauschen, sprich die Modelle, die immer mit Ackerstollen und FKH gekommen sind auch mal mit Mischbereifung und ohne FKH anzubieten, bzw. anders herum. Auch solche Änderungen lassen sich die Hersteller in Fernost sehr gut vergüten, obwohl außer dem Tausch einiger Formen unter den Projekten hier keine Arbeit entsteht.
Über die von euch immer wieder kritisierte HKH im SIKU Design habe ich ebenfalls mit Modell Herstellern gesprochen - hier sieht man keinen oder nur einen kleinen optischen Nachteil, jedoch den Vorteil, dass sich dann SIKU Geräte kombinieren lassen, und somit die Modelle ein breiteres Publikum erreichen. Das Problem ist ja immer, dass nur mit hohen Stückzahlen geringere Kosten ermöglicht werden. Landmaschinen sind aber leider nur sehr bedingt als Farbvarianten möglich. Bei LKW Modellen kann ich mit einem Auflieger zig tausend Speditionsvarianten ermöglichen, und der Kunde kauft das gleiche Grundmodell mehrfach. Bei einer Landmaschine habe ich genau die eine Version - oder bei Konzernen wie CNH oder AGCO ggfs. das gleiche Modell in den verschiedenen Farben der Marken (z.B. wie bei der Presse von Marge Models in den Farben von Case, New Holland und New Holland USA). Evtl. gibt es noch mal eine Sonderfarbe oder Bedruckung, aber das ist es dann auch. Dem gegenüber stehen sehr aufwändige Formen und eine doch sehr kleine Sammlergemeinde.
Etliche Hersteller gehen ja mittlerweile auch auf Resin Modelle, die ab Auflagen von ca. 300 bereits kostentechnisch möglich sind. Bei DieCast ist man schnell bei 5000, das es interessant wird.
Also, lange Rede kurz - wir als Sammler stecken in einem Teufelskreis. Die Modelle werden teurer, die Kaufkraft und damit die Stückzahl lässt nach, und damit werden die Modelle noch teurer. Die Situation in Asien und die Kostensteigerungen für Rohstoff und Logistik tun ihr übriges.
Grüße Niklas