Irische Torfbahn mit Traktoren-Recyclling

  • In Irland gibt es reichlich Torf - noch, denn der Abbau ist zu intensiv vorgenommen worden und nach und nach wird das "braune Gold" knapp. Lange Zeit galt Torf als "erneuerbare Energie", was aber recht relativ ist. Der Zeitrahmen, den ein Torfmoor zur Regeneration braucht, ist in Jahrhunderten zu messen, teilweise in Jahrtausenden. Da beisst die Maus keinen Faden ab.

    Aber ich will hier gar nicht gross die Umweltprobleme aufzählen, sondern das aktive (und wie ich finde recht attraktive) Recycling zeigen. Das auf dem Eisenbahnnetz der http://bordnamona.ie/%22">Bord na Mona betrieben wird. Denn was auf der Meterspur durch das Torfmoor fährt, ist oft auf den ersten Blick eine Lokomotive ... und auf den zweiten Blick ein Traktor.

    Als das Geld knapp wurde und neue Lokomotiven immer teurer, kam man bei Bord na Mona auf eine naheliegende, wenn auch etwas unegwöhnliche, Idee: Man hatte reichlich Traktoren, die an sich das Ende der Lebenszeit erreicht hatten. Und auch reichlich Lokomotiven und Waggons im selben Zustand. Warum also nicht die besten Teile wiederverwerten? Und so entstanden die skurrilen Traktoren-Loks:

    Die Konstruktion ist genial einfach - auf ein Fahrgestell wurde der Traktor ohne Vorderachse gesetzt (eine Lenkung braucht eine Lok ja nicht), die Hinterachse blieb bestehen und trieb über eine Kette (die im Bild oben etwas durchhängt) die Schienenräder an. Aus Blech einige Schutzabdeckungen, aus Resten eine Kabine und fertig ist die neue Lok. Dann noch in Firmenfarben lackiert und los gehts.

    Ein Nachteil und ein Denkfehler sind offensichtlich. Zum einen ist das neue Gefährt höher als die konventionellen Loks, allein durch die Fahrerkabine. Zum andern hat man zwar eine flotte Fahrerkabine spendiert, aber den Auspuff nicht verlängert ... der Fahrer wurde Diesel-geräuchert. Im Betrieb war nämlich die Kabinentür meist offen, die Klimaanlage des kleinen Mannes.

    Hier noch eine weitere Variante aus mehreren Perspektiven, beides waren wohl Ferguson-Traktoren:

    Offensichtlich hat man gelernt - die Lok ist insgesamt niedriger und auch der Auspuff erscheint so brauchbar. Gut zu sehen ist auch noch die Hinterachse. Im "Cockpit" fand sich dann übrigens eine Art Drehsitz (die Lok soll in beide Richtungen fahren) mit neuen "Bedienelementen", alles recht rustikal, aber wirksam.

    Im Hintergrund sind ja schon einige Anhänger zu sehen, dies sind alles "Sonderfahrzeuge" (Standard ist der Torfwaggon), teileise zweiachsig, teilweise auf Drehgestellen. Einer fällt dabei besonders auf, er ist Bestandteil eines Arbeitszuges:

    Hier wurde ein Massey-Ferguson nicht zu einer selbstfahrenden Einheit umgebaut, sondern dient als Generator. Die Hinterachse wurde beibehalten und kann mit einem Riemen weitere Geräte antreiben. Theoretisch jedenfalls, in der Praxis habe ich das noch nicht gesehen. Was ich besonders mag ... das Lenkrad ist noch da!

    Und nun kommt die "Königsklasse" ... die Reparaturlok für die Werkstattleute, wenn man mal auf's Moor hinausmuss:

    Andere haben einen Ford Transit (oder, wie im Hintergrund, einen konventionellen Traktor) und mühen sich ab, diese Reparaturtrupp kann echte Individualität vorweisen. Und alles wichtige Werkzeug ist dabei, inklusive Schraubstock an der Front und Schweisseinrichtung am Heck. Mein absoluter Moor-Liebling!

    Übrigens sind die Fotos noch gar nicht so alt - sie entstanden 2004 an einer der Werkstätten der Bord na Mona. Irgendwie hatte niemand gross etwas dagegen, dass ich auf dem Betriebsgelände herumspazierte, es war ja auch Wochenende.

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