Tag, zusammen!
Heute gehts hier auch mal wieder weiter, wird diesesmal insbesondere Franz freuen.;)
Da ich euch zuletzt ja schon die 1988 eingeführte Leichte Baureihe Unimog 407 und die Mittlere Baureihe Unimog 417 vorgestellt habe, geht es heute mit den
Mercedes-Benz Unimog BR 427 und 437.1 (Zweite Generation SBU) weiter.
Seit 1974, der Vorstellung der ersten Generation SBU, waren jetzt schon wieder über zehn Jahre vergangen und der Markt stand schon damals nicht still.
So sollten die Fahrzeuge auf bevorstehende Abgasnormen vorbereitet werden und Leistung wurde weiterhin immer mehr gefordert.
Im Zuge dessen wurden 1988 die Baureihen 427 und 437.1 vorgestellt.
Die Baureihe 427 war der Nachfolger der Baureihe 424, die Baureihe 437.1 der Nachfolger der Baureihen 425 und 435. Im Zuge der Umstellung wurde auch das Typenwirrwarr etwas entwirrt.
Beiden Baureihen gemein war die Umstellung der Motoren vom OM 352 (A) auf den OM 366 (A). Der OM 366 war eine Weiterentwicklung des OM 352 mit vielen Detailverbesserungen und einem größeren Hubraum.
Die Baureihe 427 stellte wie die Vorgängerbaureihe 424 die kompakteren Modelle mit kürzerem Radstand und schmalerer Spur sowie geringeren zulässigen Gesamtgewichten dar.
Die Typen U 1000 und U 1200 blieben mit neuer Motorisierung erhalten.
Nach meinem Eindruck wurde der Typ U 1000 nun auch durchgängig mit normaler Motorhaube verkauft, dafür habe ich aber keine Belege.
Neu dazu kamen die Typen U 1400 und U 1600.
War der Typ U 1400 nur eine leistungsfähigere Version des U 1200 mit 136 PS, hatte der U 1600 zusätzlich zu seinen 156 PS stärkere Achsen mit acht oder auch optional zehn Radbolzen.
U 1600 mit optionalen Zehnlochachsen, Hochdach und Behr Aufbauklimaanlage
(Quelle: Christopher alias stoffel, danke für die Genehmigung)
Ab 1992 war der Typ U 1600 auch als U 1600 (214) verfügbar. Dieser hatte den mit Ladeluftkühlung ausgestatteten Motor OM 366 LA sowie häufig die Achsen mit zehn Radbolzen und war mit seinen 214 PS-Motorleistung eine Art Kompaktversion des U 2100 mit gleicher Leistung aus der Baureihe 437.1.
Er besaß nach unten versetzte Blinker wie beim U 1800, U 2100 und U 2400 der Baureihe 437.1.
U 1600 (214) mit den großen Zehnlochachsen und Hochdach
(Quelle: http://unimog-kirchberger.de/images/img_6123.jpg)
Die Modelle 1200, 1400, 1600 und 1600 (214) waren auch als 1X50er und 1X50 L Version verfügbar.
Analog zu den Baureihen 407 und 417 und auch 437.1 stand die 50 für den langen Radstand, das L zusätzlich noch für einen langen Rahmenüberhang hinter der Hinterachse.
Die Baureihe 437.1 stellte die schwerere Ausführung mit längerem Radstand, breiterer Spur, größerer Pritsche und höherem zulässigem Gesamtgewicht dar.
1988 erschien das Nachfolgermodell des bekannten U 1300 L aus der Baureihe 435, welcher jetzt nach der neuen Nomenklatur konsequenterweise als U 1350 L verkauft wurde.
Gleichzeitig erschien das Modell U 1550 L, welches eine mit 155 PS etwas leistungsfähigere Version des U 1350 L war.
Interessant ist, dass dieses Modell in der Ersten Generation noch in der leichteren Baureihe 424 zu finden war.
Der Typ U 1700 war auch in der neuen Baureihe verfügbar.
Verkürzt wurde bei diesem Modell aber der Radstand. Der Vorgänger mit dem längeren Radstand entsprach dem nun neu eingeführten Typ U 1750.
Der Nachfolger des Typs U 1700 L war der Typ U 1750 L, die Umbenennung erfolgte analog zum U 1300 L.
1989 wurde dann der U 2100 vorgestellt. Dieser war der erste Typ mit dem Motor OM 366 LA, welcher zusätzlich zum Abgasturbolader noch eine Ladeluftkühlung besaß. Damit leistete der Motor 214 PS.
Möglich gemacht wurde die Leistungssteigerung auch durch eine geänderte Synchronisierung im Getriebe, wodurch das Getriebe mit den höheren Drehmomenten zurechtkam.
Die Kabine wurde höhergesetzt, das schaffte einerseits mehr Platz für die Ladeluftkühlung, andererseits erlaubte es die Montage größerer Bereifungen.
Die Blinker wurden, vermutlich um gesetzliche Vorgaben einzuhalten, ein Stück nach unten gesetzt.
Es folgten später noch die Modelle U 2400 mit 240 PS und U 1800 mit 180 PS, welche alle den ladeluftgekühlten Motor hatten und wie der U 1600 (214) und U 2100 die heruntergesetzten Blinker.
Die Modelle U 1800, U 2100 und U 2400 waren alle ebenfalls als XX50er und XX50 L Version lieferbar.
Der 2400er war zudem als U 2400 TG mit langem Radstand und zwillingsbereifter Hinterachse sowie als U 2450 L 6x6 mit zusätzlicher dritter angetriebener Achse verfügbar.
Bis auf die Modelle U 1350 L und U 1550 L waren alle Modelle der Baureihe 437.1 mit den ganz großen Achsen mit zehn Radbolzen ausgestattet.
U 2400
(Quelle: http://www.kroeger-nutzfahrzeuge.de/files/fsk40106…inecke__16_.jpg)
Die Baureihen 427 und 437.1 wurden bis 2002 gebaut.
In den letzten Jahren wurden auch Fahrzeuge, welche bisher ohne Ladeluftkühlung gebaut wurden (z.B. U 1400) mit Ladeluftkühlung verkauft, vermutlich zum Erreichen der strenger gewordenen Abgasnormen.
Damit reichte ihre Bauzeit sogar in die ihrer Nachfolger hinein.
Die Baureihen 427 und 437.1 stellten dabei auch die letzten Baureihen in der schweren Gewichtsklasse dar, welche als landwirtschaftliche Traktoren für die schwere Bodenbearbeitung benutzt werden konnten und durften.
Die Nachfolger sind von der Grundkonzeption her auf diese Belastungen nicht mehr ausgelegt.
Nach dem Ende des MBtrac 1991 versuchte Mercedes nochmal mit großen Bemühungen, den Unimog in der Landwirtschaft wieder zu etablieren.
Neben dem Ausklügeln von besonderen Gerätekombinationen wurde nun auch die Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Unimog wieder gestartet.
So gab es erstmals als Option ein vergrößertes Heckfenster mit Schiebescheiben, welches eine bessere Sicht auf das Heck ermöglichte.
Agrarfenster
(Quelle: http://www.zoll-auktion.de/auktion/daten/…en/465879_5.jpg)
Außerdem war nun eine Elektronische Hubwerksregelung namens Terramatic verfügbar.
Somit war für den Unimog erstmals eine Hubwerksregelung lieferbar, welche die mechanische Hubwerkshöhenanzeige im Fahrerhaus ersetzte und eine automatische Höhenregulierung auch bei wechselndem Gewicht auf der Pritsche und daraus folgender Ein- oder Ausfederung der Hinterachse ermöglichte.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Hubwerksregelungen handelte es sich nicht um eine Zugwiderstands- sondern um eine Druckregelung, welche den Druck in den Hydraulikzylindern auf einem konstanten und eingestellten Niveau hielt.
Hatte das System bei manchen Arbeitsgängen Nachteile gegenüber den etablierten Systemen, war es in anderen Bereichen wieder vorteilhafter.
Terramatic-Bedienpult
(Quelle: http://www.proplanta.de/Landtechnik/Me…64160_bi-5.html)
Außerdem war ab einem bestimmten Zeitpunkt ein umgangsprachlich Maisschnauze genannter anderer Kühlergrill verfügbar.
Bei dem normalen Kühlergrill war es immer wieder (gerade bei Arbeiten wie dem Mähen oder dem Maishächseln) zu thermischen Problemen gekommen, da Mähgut oder Maishäckselgut durch die großen Zwischenräume des Grills gelangen und sich auf dem Kühler absetzen konnten.
Die Maisschnauzen, welche es in unterschiedlichen Formen gab, ließen durch ein feineres Gitter diese gröberen Partikel nicht mehr durch.
Womöglich wurde die Problematik auch teilweise durch den größeren Raum zwischen Kühlergrill und Kühler entschärft.
Gegen Ende der Fertigung scheinen die meisten Fahrzeuge mit einer Maisschnauze ausgestattet gewesen zu sein, selbst im Kommunalbereich.
U 2400 mit Maisschnauze
(Quelle: http://www.benzworld.org/forums/attachm…rs-img_0809.jpg)
Die Bemühungen schienen aber nicht sonderlich erfolgreich gewesen zu sein, denn in der Nachfolgegeneration wurde die Branche Landwirtschaft zunächst eigentlich komplett ignoriert.
Es waren weder Heckzapfwelle noch Kraftheber ab Werk lieferbar.
Aber dazu später mehr.
Was zuletzt noch gesagt werden muss:
Die optischen Unterschiede zwischen den Fahrzeugen der Ersten und Zweiten Generation SBU sind sehr gering.
Wenn es sich nicht um ein nur in einer bestimmten Baureihe gebauten Fahrzeug handelt (Bsp. U 1600 oder die Exemplare mit heruntergesetzten Blinkern), sind oftmals äußerlich keine oder nur Detailänderungen sichtbar.
Das Typenschild am Kühlergrill oder an der Seitentür gibt über den Typ am Präzisesten Aufschluss.
Wichtig zu wissen ist meiner Meinung nach vor allem, dass die leichteren Baureihen 424 und 427 über die schmalere Pritsche, den kürzeren Radstand und die schmalen Stoßstangenecken verfügen und die schwereren Baureihen über den die breitere Pritsche, den längeren Radstand und die breiten Stoßstangenecken (meist mit Trittstufe).
Und außerdem noch, dass Fahrzeuge mit 180 PS und mehr die heruntergesetzten Blinker besitzen.
Diese Merkmale reichen schon zur grundsätzlichen Unterscheidung.
Zuletzt dennoch die (hoffentlich) kompletten Unterscheidungsmerkmale:
Gültig für alle Fahrzeug der zweiten Generation:
- erstmals mit silbernen Zierstreifen lieferbar (nicht bei allen Fahrzeugen vorhanden)
- erstmals Typenbezeichnungen an der Tür statt am Kühlergrill (nicht unbedingt bei allen Fahrzeugen vorhanden)
- erstmals optional mit Agrarfenster verfügbar
- erstmals optional(/später serienmäßig?) mit Maisschnauze verfügbar
BR 427:
- wie Baureihe 424: kurzer Radstand, schmale Spur, schmale Pritsche, schmale Stoßstangenecken ohne Trittstufe, sechs Radbolzen (bis auf U 1600)
- Typ U 1600 neu: acht oder zehn Radbolzen
- Typ U 1600 (214) mit meist zehn Radbolzen und nach unten gesetzten Blinkern
- runde hintere Kotflügel, Vorgänger hatten häufig noch trapezförmige Heckkotflügel wie beim 406
BR 437.1:
- wie Vorgänger: längerer Radstand, breite Stoßstangenecken mit Trittstufe
- wie Vorgänger: breitere Spur, breitere Kotflügel, breitere Pritsche (von U 1350 L und U 1550 L abgesehen)
- sechs Radbolzen bei U 1350 L und U 1550 L, sonst zehn Radbolzen
- U 1700 jetzt mit normalem Radstand
- U 1800, U 2100 und U 2400 mit heruntergesetzten Blinkern
Hinweis: Merkmale gelten jeweils auch für die entsprechenden XX50 und XX50 L Versionen.
So, das dürfte es sein. Wenn ihr was bestimmtes wissen wollt oder noch Verbesserungsvorschläge oder Anregungen habt, dann bitte immer her damit. Freue mich auf eure Kommentare.